... bedeutet in erster Linie, die Entstehung, Struktur und Arbeit des "Arbeitkreis Kultur und Kommunikation" (AKK) darzustellen. Dieser Arbeitskreis des AStA und des UStA der Universität Karlsruhe, der seit 1977 besteht, versteht sich als kulturelle Institution für Studierende, um ihnen eine selbstdefinierte und selbstorganisierte Kulturarbeit zu ermöglichen. Mit diesem Anspruch hat der AKK im Laufe der Jahre ein immer umfangreicheres Programm entwickelt, um für möglichst viele Studierende etwas zu bieten.
Zur historischen Entwicklung unseres Arbeitskreises gehört auch immer die bauliche Entwicklung bzw. Anpassung seines Domizils, dem Studierendenzentrum "Altes Stadion" mitten in der Universität Karlruhe.
Wenn man sich etwas intensiver in die Geschichte des Alten Stadiongebäudes vertieft, so erfährt man einige interessante Begleitumstände, die zum Teil weit vor den eigentlichen Baubeginn Ende der zwanziger Jahre zurückreichen. So war der Bau eines Hochschulstadions schon am Anfang jener Dekade ein lang gehegter Wunsch vieler Angehöriger der Universität Fridericiana. Die Teilnahme der Studierenden an den Leibesübungen wuchs, ebenso die Zahl der Studierenden, doch es waren nur behelfsmäßige Umkleiden und zwei Duschen vorhanden. Da das badische Unterrichtsministerium an der Karlsruher Hochschule eine pflichtmäßige ärtzliche Untersuchung und Beratung für alle Studierenden einführte, waren hierfür Räumlichkeiten erforderlich. Für all diese Anforderungen sollten Räumlichkeiten im geplanten Tribünenbau am Sportplatz (der sogenannten "akademischen Sportanlage") am damals noch nördlichen Rand des Hochschulbereichs gefunden werden.
Aus einem hochschulinternen Preisausschreiben war der Gebäudeentwurf
von Prof. Dr. Alker (1885 - 1967) hervorgegangen. Unter seiner
Bauleitung sollte der Stadionkomplex in zwei Bauabschnitten errichtet
werden: Zuerst stand der Bau der Gymnastikhalle mit Umkleiden und
sanitären Anlagen an, später sollte der Tribünenaufbau mit
der Dachkonstruktion folgen.
Doch die finaziellen Mittel waren schwer zu beschaffen. Ein Problem, das
auch in der heutigen Zeit bei geplanten Baumaßnahmen immer wieder auftaucht.
Noch kurz vor dem eigentlich geplanten Baubeginn im Jahr 1925 gab es große
Finanzierungsprobleme. Der damalige Leiter des Akademischen Ausschusses
für Leibesübungen, Prof. Dr. W. Paulcke, rief daraufhin zu
einer einmaligen Spendenaktion auf. Eine mehrseitige Werbebroschüre
wurde am 26. 3. 1925 an potentielle Sponsoren, Honoratioren sowie Freunde
und Gönner und an ehemalige Studierende der Fridericiana versandt. Mit
Hilfe dieser sogenannten Jubiläumsspende sollte die Finanzierung des
Hochschulstadions bis zum 100jährigen Hochschuljubiläum im Herbst
1925 gesichert sein. "Zum Wohle des akademischen Nachwuchses, zum
Nutzen und Vorbild für das deutsche Vaterland", so warb die
Broschüre. Es wurden sowohl Geld- als auch Sachspenden gesammelt,
allein die Stadt Karlsruhe hat für den Ausbau der geplanten Anlage
50.000 Reichsmark bewilligt.
Sachspenden konnten nicht nur die Form von Einrichtungsgegenständen
annehmen, auch Baumaterial war vonnöten. So wurden von Kies und Sand
(der Bedarf wurde mit 3.800 cbm angegeben) über Zement (740 to),
Rundeisen (200 to) bis hin zu Backsteinen (320.000 Stück), Granitstufen
(320 lfdm) und Schalholz (11.300 qm) allerlei Materialbedarf für den
Rohbau angemeldet.
Dennoch zogen sich die finanziellen Schwierigkeiten
hin. Im November 1927 lehnte der Minister des Kultus und Unterrichts eine
Anfrage des Senats ab, wonnach ein Darlehen zum Bau des Hochschulstadions
aufgenommen werden sollte. Begründet wurde die Ablehnung mit einem
bereits zugesagten Betrag
über 60.000 Reichsmark aus dem Grenzfond. Die weiteren Baukosten
sollten aus noch zu erwartenden Reichszuschüssen gedeckt werden. Im
selben Schreiben wurde auch die geplante Einrichtung einer Schwimmanlage
verwehrt. Es sei nicht angängig, so der Minister, bei der schlechten
wirtschaftlichen Lage des Staates mit Stiftungsmitteln neue Anlagen zu
schaffen und deren Unterhaltung dann dem Staat zu überlassen.
Das rief erneut Prof. Paulcke auf den Plan, die gesamte Dozentenschaft der
Fridericiana aufzurufen, sich für die Gesunderhaltung der akademischen
Jugend einzusetzen und nochmals in der freien Wirtschaft Spenden zu sammeln.
Die Anlage sollte nicht um ihrer selbst Willen errichtet werden, sondern
für die Studierendenschaft.
1930 war es dann endlich soweit. Der Bau des Hochschulstadiums näherte
sich seiner Vollendung. Der "Kampfplatz" auf der
Tribünenseite war schon benutzbar, die Laufbahn wurde im Jahr darauf
fertiggestellt.
Das Einweihungsfest fand im September an zwei langen Tafeln in der Halle des
Stadions statt. Mit einigen Reimversen wurden auch die Schöpfer des
Gebädes im Rahmen eines Festaktes bedacht, vorrangig natürlich der
verantwortliche Architekt Prof. Dr. Alker. Ein kleiner Auszug aus den
Festreden:
"Doch Herr Professor der den Riß gemacht
Hat alles weislich ausgedacht
Und alles pünktlich ausgemessen
Damit auch bloß nichts wird vergessen.
Nach seinem Plan hat sich der Plan erhoben
Den Herrn Professor muß man loben.
Ich erlaube mir, ihm zu Ehren
Das erste Glas ganz auszuleeren.
Kamerad, schenk ein und laß das Glas mich fassen
Jetzt will ich ihn hochleben lassen."
Das Stadion mit dem umgebenden Gelände war eine schöne Anlage,
rings umgeben von Wald, und dabei fest eingeschlossen von den übrigen
Hochschulinstituten. Sie bildete damals ein "Musterbeispiel einer
Pflegestätte des Körpers als integraler Bestandteil einer modernen
Erziehzungsstätte", so ein offizieller Beschreibungstext.
Schon damals war man sich der einzigartigen Architektur dieses Bauwerks
bewußt. Der Hauptbau selbst stellt eine sehr geschickte Verbindung
dar, insofern das Dach der Turnhalle konstruktiv und architektonisch als
Zuschauerraum nutzbar gemacht wurde. Die (zu dieser Zeit noch
unüberdachte) Tribüne gab über 800 Zuschauern freie Sicht auf
das Feld der "Kampfbahn". Im Mittelbau war die Turn- und
Gymnastikhalle untergebracht, die wiederum innenarchitektonisch Nutzen zieht
aus der Dachbogenform mit einspringenden Bindern, welche konstruktiv bedingt
waren durch die geschilderte Nutzung des Daches als Zuschauertribüne.
Dadurch hob sich die Halle wohltuend von der Zigarrenkistenform anderer
Turnhallen ab. Schnell erkannte man, dass die Halle als Vortragsraum oder
auch für gesellschaftliche Veranstaltung unbedenklich Verwendung finden
kann.
In den Rämen, in denen sich heute der AKK befindet, also im
Ostflügel des Stadions, wurden nach der Fertigstellung im 1. OG
Zimmer für die ärtzliche Untersuchung und im EG Räme für
die Verwaltung (Wirtschafts- und Geräteräme) und eine Bibliothek
untergebracht. Im Westflügel befanden sich die Umkleiden und
sanitären Einrichtungen sowie ein 5 m x 4 m großes Schwimmbad
und ein Massageraum.
1934 wurde dann auch der Tribünenaufbau mit seiner zur damaligen Zeit
einzigartigen freitragenden Dachkonstruktion fertiggestellt. Bei der
Eröffnungsfeier saßen die Ehrengäste und alle am Bau
Beteiligten auf den Sitzstufen der Tribüne, das Tribünendach war
noch durch lange Holzpfähle symbolisch gestützt. Feierlich wurden
nach einer Rede die Pfähle entfernt, was bei einigen Gästen doch
Unbehagen und teilweise sogar Entsetzen hervorrief. Die Freude war umso
größer, als sie feststellten, dass das Dach auch ohne die
Pfähle hielt.
In seinem Buch "Deutschlands Kampfbahnen" beschreibt Dr. Max
Ostrop den Tribünenkomplex folgendermaßen: "In
gleichmäßigen Sitzstufenreihen steigt die Tribüne mit 1588
Sitzplätzen und mehreren Aufgangstreppen empor. Der Tribünenraum
ist seitwärts schräg geschlossen, sodaß vom Sitzplatz aus
jede Stelle des Kampfplatzes und der Laufbahn gut überblickt werden
kann. Die ungedeckte Vortribüne umfaßt 10 Sitzreihen. Der Hohlraum
unter derselben kann für Kegelbahn und Kleinkalibersport Verwendung
finden. Der übrige gesamte Zuschauerraum ist von einem völlig
freitragenden Kragdach überdeckt. Keine Stütze hindert das freie
Folgen jeder Kampfhandlung auch nur für einen Augenblick."
Ostrop beschrieb das Gebäude 1928, als es noch im Bau war. So
erklärt sich auch die Erwähnung der zehnreihigen Vortribüne.
Diese wurde später nämlich mangels Geldmittel doch nicht
realisiert. Erst 1994 / 95 - mit der "großen"
Renovierung - wurde dieser Gedanke von Prof. Alker wieder aufgegriffen und
durch Betonelemente nachgebildet.
Entsprechend seiner Nutzungsanforderung bezogen dann der Akademische
Ausschuß für Leibesübungen und die Studierenden den neuen
Gebäudekomplex. Schon kurze Zeit nach Baubeendigung wurden die Anlagen
auch unentgeltlich von Karlsruher Schulen, diversen SS-Stürmen, der
Gauleitung der F.A.D. und der Hitlerjugend genutzt.
In den 60er Jahren wurde es wieder lauter um das "Alte Stadion".
Nach dem damaligen Bebauungsplan sollte das Gebäude abgerissen werden
und an seiner Stelle ein Gebäude mit zentralen Einrichtungen der
Universität errichtet werden. Auf den Abbruch hatte die Bauverwaltung
(Oberfinanzdirektion und Universitätsbauamt) vehement hingewiesen, dem
Universitätsbauamt lagen dann auch bald die Zustimmung der Stadt
Karlsruhe und des Regierungspräsidiums zum damaligen Konzept vor, eine
Erweiterung der Mensa und der Bibliothek sowie weitere zentrale
Einrichtungen im geplanten Neubau unterzubringen.
In einem Schreiben vom 30. 1. 1974 wandte sich dann der Hauptkonservator des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg an das Universitätsbauamt: »Aus Bauarbeiten, die unmittelbar vor der ehemaligen Tribüne des Hochschulstadions vor kurzem in Angriff genommen worden sind, schließen wir, daß möglicherweise Pläne zu einer späteren Beseitigung der Tribünenanlage bestehen. Wir weißen auftragsgemäß darauf hin, daß das in den Jahren 1926 – 1934 von H. R. Alker errichtete Tribünengebäude als Kulturdenkmal im Sinne des Denkmalschutzgesetzes Baden-Württemberg anzusehen ist. Einem geplantem Abbruch werden wir nicht zustimmen.« [1] Nach Darlegung der Bebauungsabsichten für die Universität und Darstellung der Problematik einer Sanierung hat das Landesdenkmalamt dann in einem Schreiben vom 26. 6. 1974 mit Bedauern festgestellt, einem Abbruch zustimmen zu müssen. In einem weiteren Schreiben vom 23. 2. 1977 an den Personalrat der Universität betonte das Landesdenkmalamt aber dann wieder nachdrücklich, wie sehr es an der Erhaltung des Alten Stadiongebäudes interessiert sei.
Im Jahr 1977 gründeten AStA-Mitglieder den neuen Arbeitskreis
& Kommunikation (AKK), der sich überwiegend um die kulturellen und
kommunikationsfördernden Belange
der Studierenden kümmern sollte. Für diesen Arbeitskreis wurden
Räumlichkeiten gesucht, und schon bald hatte man ein Auge auf das Alte
Stadion geworfen.
Das Sportinstitut, welches zum damaligen Zeitpunkt noch seinen Hauptsitz im
Alten Stadiongebäude hatte, zog erst im Februar 1979 in seinen frisch
erstellten Institutsneubau um.
Die Chancen standen gut für die
Mitglieder des AKK, im Alten Stadion eine neue Heimat zu finden. Nach
Auffassung der Universität sollte die Entscheidung über den Erhalt
des Stadions von dem Ergebnis entsprechender baulicher und statischer
Untersuchungen abhängig gemacht werden. Da diese Untersuchungen einige
Zeit in Anspruch nehmen würden, beantragte die Universität mit
Schreiben vom 24. 8. 1978 beim Ministerium für Wissenschaft
und Kunst die interimistische Nutzung des Stadiongebäudes. Der AStA,
das Sportinstitut und auch die Fakultät für Architektur sollten
sich die Räumlichkeiten für ihre Zwecke teilen. In seiner Sitzung
vom 11. 7. 1979 beschloß dann der Verwaltungsrat der
Universität die vorläufige Nutzung des Alten Stadiongebäudes.
Sowohl das Ministerium als auch das Universitätsbauamt stimmten dieser
Zwischenlösung zu. Verwehrt wurde lediglich die Nutzung des
Gebäude-Westflüges aufgrund seiner unzureichenden baulichen
Verhältnisse.
Zu Beginn des Wintersemesters 1979 / 80 zogen dann die Mitarbeiter
des AKK in ihr neues Domizil ein, nachdem es zuvor in Selbsthilfe
hergerichtet worden war. Die Wanderschaft für diverse
Kulturveranstaltungen hatte endlich ein Ende.
Im Herbst 1992 feierte der AKK, der sich mittlerweile "Arbeitskreis
Kultur und Kommunikation" nennt, mit dreißig Mitarbeitern sein
15jähriges Jubiläum. Auch dank der beständigen
räumlichen Präsenz ist der AKK zu dieser Zeit bei allen kommunalen
Kulturschaffenden bekannt und gleichermaßen anerkannt. Der Anspruch
auf dem Campus hinsichtlich der Notwendigkeit einer solchen Institution ist
sowohl bei der Universität als auch bei den eigentlichen
Nutznießern, den Studierenden, unumstritten.
Im Frühjahr 1993 beginnen nunmehr auch Renovierungsarbeiten der
Gebäudefassade. Nach Konservierung der Fundamente wurden im Sommer
1993
Gerüste aufgestellt, um die Arbeiten an den Aussenwänden und dem
freitragendem Tribünendach anzugehen. Während des Wintersemesters
1994 / 95 wurde dann letztendlich auch die alte Turnhalle
grundlegend renoviert.
Sehr erfreulich ist, dass sowohl von Seiten der
Universität als auch vom Universitätsbauamt die Wünsche der
heutigen Nutzer - sprich dem AKK, dem Sportinstitut und der Fakultät
für Architektur - während der Renovierung des Alten
Stadiongebäudes wohlwollend und konstruktiv aufgenommen wurden.
Ein besonderer Dank bei der Recherche und Versorgung mit Bildmaterial geht an Herrn Dr. Klaus-Peter Hoepke vom Universitäts-Archiv (ehem.) und Herrn Dipl.-Ing. Thomas Sperling von der Fakultät für Architektur.