An vielen Stellen werden Schriftgrößen in Punkt (pt) angegeben. 1pt ist definiert als 1/72 Zoll ("). 1" sind 2,54 cm. Es ist also eine Längeneinheit. Auf http://mini-chat.ath.cx/ ist z.B. die Standard-Schriftgröße im Chat auf 9pt festgelegt, das entspricht gut 3mm.
Bei der Darstellung ergibt sich aber ein Problem: Je nach Bildschirmgröße und Auflösung ist ein einzelner Bildpunkt unterschiedlich groß. Zum Beispiel ist ein Bildpunkt bei der Auflösung 800x600 deutlich größer als bei der Auflösung 1280x960 auf dem gleichen Monitor. Um die Schrift in der richtigen Größe darzustellen muss das System also wissen, wie groß denn nun ein einzelner Punkt ist.
Dafür gibt es die Angabe dpi, "dots per inch" also auf Deutsch "Punkte pro Zoll". Wenn man weiß, wieviele Bildpunkte sich auf der Länge von 1" befinden, kann man Schriften mit entsprechenden Größenangaben korrekt darstellen.
Woher weiß nun ein Programm oder Betriebssystem den richtigen dpi-Wert? Theoretisch natürlich nur vom Benutzer, der Computer kann ja nicht "sehen", wie groß der Bildschirm ist. Deshalb sind bei verschiedenen Systemen verschiedene Werte für dpi voreingestellt, die bei den heutigen hohen Auflösungen eher zu klein sind, wodurch Schriften oft kleiner erscheinen, als sie sein sollen.
Windows verwendet 96 dpi.
MacOS sowie XFree86 (z.B. auf Linux) verwenden sogar nur 72 dpi.
Zum Vergleich: Auf meinem mit 1600x1200 betriebenen 17"-Monitor habe ich einen Wert von 123 dpi ausgerechnet.
Zunächst muss man wissen, in welcher Auflösung der Bildschirm betrieben wird. Unter Windows findet man diese Information z.B. in der Systemsteuerung unter "Anzeige". Übliche Auflösungen sind 800x600, 1024x768, 1280x960, 1600x1200. Natürlich gibt es beliebige andere. Sie sind alle als "xres x yres" angegeben, wobei xres die Anzahl der Bildpunkte horizontal ist und yres die vertikale Anzahl.
Jetzt muss man noch wissen, wie breit der Bildschirm (natürlich nur der sichtbare Bereich) wirklich ist. Am besten kann man das mit einem flexiblen cm-Maß messen. Der dpi-Wert errechnet sich daraus folgendermaßen:
dpi = xres * 2,54 / breite
Zur Kontrolle kann man auch noch die Höhe messen und folgende Berechnung durchführen:
dpi = yres * 2,54 / höhe
Die beiden Werte sollten ungefähr übereinstimmen, man kann dann einfach den Durschnitt nehmen. Wenn sie stark voneinander abweichen hat man eine ungünstige Auflösung gewählt, bei der die Pixel nicht quadratisch sind (z.B. "1280x1024" auf einem 4:3 Röhrenmonitor).
Jetzt muss man natürlich noch seinem System oder wenigstens seinem Browser den korrekten Wert mitteilen.
Um bei Windows XP einen eigenen Wert einzustellen muss man leider noch einmal rechnen: Windows XP will die Angabe in Prozent des voreingestellten Wertes von 96 dpi haben. Einzustellen ist also x = dpi * 100 / 96. In meinem Fall bei 123 dpi sind das 128%.
Zur Einstellung mit der rechten Maustaste auf den Desktop klicken, dort Eigenschaften auswählen. Dann den Reiter "Einstellungen" auswählen, dort auf "erweitert" gehen. Bei dpi-Einstellung "Benutzerdefinierte Einstellung" wählen. Hier kann man die Skala mit der Maus packen und quasi dehnen oder stauchen, bis der richtige Wert in % eingestellt ist.
Hier funktioniert die Einstellung besonders schön. Man muss nicht einmal rechnen, nur messen. Außerdem kann XFree86 4.x auch mit nicht quadratischen Pixeln umgehen. Einfach folgendes in die Sektion "Monitor" in der XF86Config (oder XF86Config-4) schreiben:
DisplaySize X Y
Dabei ist X die Breite des Bildschirms in mm, Y die Höhe.
Der Aufruf des XServers (z.B. in /etc/kde3/kdm/XServers) sollte dann keine Option -dpi haben.
Hier muss man suchen, wo auf dem eigenen System der XServer gestartet wird. Das kann z.B. in der Konfiguration des Display-Managers (kdm, xdm, gdm, ...) sein. Einfach die Option dpi ergänzen, in meinem Fall müsste da also stehen -dpi 123
Bei diesen Systemen ist mir leider keine Möglichkeit bekannt, dpi systemweit einzustellen. Ich empfehle deshalb Mozilla Firefox als Browser zu benutzen, da dieser eine eigene Einstellung für den korrekten dpi-Wert hat. Wenn man bei den Schrifteinstellungen in diesem Browser den Punkt "Andere" auswählt, zeichnet er eine Linie auf den Bildschirm, deren Länge man abmessen und eingeben muss. Auch hier bekommt man also die Berechnung des dpi-Werts abgenommen.
Ich hoffe, dass sich die korrekte Einstellung von dpi-Werten bald weiter verbreitet. Sie ist ein wichtiger Schritt zum Idealzustand, bei dem Webseiten auf jedem System mit jedem Browser gleich aussehen.